Neben dem Wasser ist das Licht das zentrale Symbol für das Leben. Ohne Licht gibt es kein Leben. Daran erinnern uns die Kerzen, die wir Menschen selbst im Zeitalter des elektrischen Stroms bei vielen Gelegenheiten entzünden. Auch in der Kirche brennen Kerzen, signalisieren Fest, Atmosphähre, Leben. Kein Gottesdienst ist ohne Kerzenlicht vorstellbar. Das zentrale Licht im Kirchenraum ist freilich das Licht der Osterkerze.
Ihre Bedeutung wird besonders in der Liturgie der Osternacht entfaltet und erfahrbar. Bevor sie am brennenden Osterfeuer entzündet wird, spricht der Priester über sie:
"Christus gestern
und heute,
Anfang und Ende,
Alpha und Omega.
Sein ist die
Zeit und die Ewigkeit. Amen."
Dann wird sie mit dem dreimaligen Ruf "Lumen Christi", "Licht Christi", in die dunkle Kirche getragen und weithin sichtbar auf den Osterleuchter im Altarraum gestellt. An dieser Osterkerze entzünden alle, die in dieser Nacht zum Gottesdienst gekommen sind, ihre Kerzen. Mit brennenden Kerzen in ihren Händen hören sie das feierliche Osterlob, das Exultet, in dem das Wunderbare dieser Nacht, das die Osterkerze symbolisiert, besungen wird: Die Gemeinde feiert mit brennenden Osterlichtern in den Händen Jesus Christus als ihren Herrn, der die dunkelste Nacht des Menschen, den Tod, in seiner Auferstehung am Ostermorgen ein für allemal durchbrochen hat.
Der Gekreuzigte lebt, der Karfreitag ist überwunden für alle, die an ihn glauben. Das Kreuz ist nicht mehr Schandpfahl, sondern wird zum Siegeszeichen. Deshalb ist es ebenso auf der Osterkerze zu finden wie die Nägel, die seine Wunden bezeichnen, an denen die Jünger Jesus, ihren Herrn, nach der Auferstehung wiedererkannt haben. Christus ist aber nicht nur der Herr seiner Jünger von damals. Alpha und Omega, der erste und letzte Buchstabe im griechischen Alphabet, sowie die Jahreszahl auf der Osterkerze deuten an, was die Gemeinde feiert und im Lobpreis bekennt: Jesus Christus ohne Anfang und ohne Ende ist tatsächlich der Herr der Zeit und der Ewigkeit.
Während der 50tägigen Osterzeit befindet sich die Osterkerze im Altarraum. Nach deren Ablauf steht sie am Taufbecken, denn an ihr werden die Kerzen derer angezündet, die in der Taufe Christ geworden sind und so Anteil am Leben Jesu erhalten haben. Deshalb heißt es in der Liturgie der Kindertaufe bei der Übergabe der Taufkerze an die Eltern und Paten: "Christus, das Licht der Welt, hat ihr Kind erleuchtet. Es soll als Kind des Lichtes leben, sich im Glauben bewähren und dem Herrn und allen Heiligen entgegengehen, wenn er kommt in Herrlichkeit."